Die Kreislaufwirtschaft – neudeutsch: Circular Economy – ist ein präsentes Thema bei Erzeugern, Verarbeitern, Nutzern und Verwertern von Kunststoffen, speziell im facettenreichen Feld der Verpackungen.
Man kennt ihre Bedeutung für die Umwelt und die Menschen. Der richtige Drive bei der Umsetzung der damit verbundenen Maßnahmen hat bisher aber vielen Beteiligten gefehlt, denn letztendlich ist es eine Tatsache, dass sich die Sache rechnen muss, was sie – ohne flankierende Maßnahmen seitens der Gesetzgeber – eben heute oft nicht tut. Das könnte sich in absehbarer Zeit ändern, denn internationale Entwicklungen und EU-Vorgaben setzen klare Ziele, die nicht nur der Umwelt nutzen sondern Recyclern auch attraktive Perspektiven öffnen.
China und EU erfordern neues Denken
In der bisherigen Praxis bestand die komfortable Möglichkeit, Kunststoffabfälle wie Folien und Mischkunststoffe in erheblichen Mengen nach China zu verkaufen. Dem hat das Land zum Jahresende – im Rahmen seiner „National Sword“-Kampagne gegen den Import unvorbehandelter Abfälle – einen Riegel vorgeschoben. Viele Entsorger hier in Europa ebenso wie z. B. in den USA und Japan stehen damit vor einer ernsten Herausforderung und müssen ihre Geschäftsmodelle überdenken. Weg vom Entsorgen, noch stärker hin zum Wiederverwerten – das ist auch das erklärte Ziel der EU-Kommission, die ehrgeizige Ziele für das stoffliche Recycling setzt. Nach derzeitigem Stand strebt sie bis 2025 eine Recyclingquote für Plastikverpackungen von 55 % an. Im Vergleich dazu: Die aktuell (2014) in Europa erreichte Kunststoff-Recyclingquote bei Verpackungsmüll liegt bei rund 28 %.
Steigendes Angebot schafft Chancen
Die Initiative Chinas wird hierzulande das Angebot an verwertbaren Altkunststoffen steigen lassen, was wiederum auf die Preise drücken wird, die sich damit erzielen lassen. Diese Entwicklung ist eher kontraproduktiv für die von der EU angestrebte Steigerung der Recyclingquote. Weil aber alles zwei Seiten hat, wird sich der qualifizierte Recyclingbetrieb langfristig auf der Gewinnerseite dieser Entwicklung finden. Er sieht sich einem wachsenden Angebot an Altkunststoffen gegenüber, was ihn in die Lage versetzen wird, seine eigenen Ansprüche zu steigern. Das heißt, er wird höhere Qualitätsanforderungen an das Input-Material durchsetzen können, dadurch seine Sortier- und Verarbeitungskosten senken und letztendlich dem Markt größere Mengen höherwertiger Rezyklate zu attraktiveren Preisen anbieten können. Förderlich werden in diesem Zusammenhang auch zu erwartende Initiativen der Verpackungsindustrie sowie der großen Markenkonzerne hinsichtlich eines recyclinggerechten Designs sein, ebenso wie intensivierte Anstrengungen im Bereich der Sammellogistik, um eine verbesserte Abfalltrennung zu ermöglichen.
Unter dem Strich birgt die Zukunft also attraktive Chancen für Kunststoffrecycler. Die Entwicklung ist absehbar und ihre Folgen werden nicht lange auf sich warten lassen. Damit sind schon jetzt die Aufgaben für diejenigen Entsorgungsunternehmen programmiert, die diese Chancen zukünftig nutzen wollen. Nur wer heute die Effizienz seiner Anlagen überprüft und diese gegebenenfalls auf den aktuellen Stand der Technik bringt, wird morgen gute, marktgerechte Qualitäten in ausreichender Menge kostengünstig produzieren können. Und diejenigen Betriebe, die über den entsprechenden Raum verfügen, um ihre Anlagen nicht nur zu modernisieren sondern auch zu erweitern, werden in vollem Umfang von dem kommenden wachsenden Angebot an Inputmaterial profitieren und ihre Marktbedeutung entsprechend ausbauen können.